…da kam die Polizei, fragt, was ist denn das?
In Xinjiang, der ersten Provinz auf unserer China-Fahrt, ist die Polizeipraesenz gleich mal massiv: Resultat der ethnischen Unruhen vom Fruehjahr, genauso wie der gekappte Internetzugang. In Kashgar kreuzen rund um die Uhr LKW mit einem Dutzend Soldaten durch die Straßen. An jeder größeren Kreuzung steht ein Partyzelt mit einer handvoll Soldaten mit Maschinengewehren in der Hand. Auch auf der weiteren Straße nach Osten (noch dazu die Route ins derzeit voellig von der Aussenwelt abgeriegelte Tibet) werden unsere Pässe an Checkpoints alle 50km kontrolliert und die Daten penibel Buchstabe fuer Buchstabe in ein Notizbuch uebertragen. Sind wir mal in einem Hotel, gibt es immer Besuch fuer uns: Keine 20 Minuten, und die Polizei steht vor der Tür, um die Visa zu kontrollieren und die Passnummern zu notieren. Das läuft zwar immer freundlich und korrekt ab, dauert aber jedes Mal eine kleine Ewigkeit. So geht das die ersten 1000km dahin, dann nimmt das staatliche Interesse an uns scheinbar ab. Dafuer haben wir die Polizei als sehr hilfreich entdeckt, wenn es um die Suche nach einem Hotel in den Staedten geht. Gerne eskortiert man uns, und wenn der gestrenge Officer daneben steht, ist auch immer ein guenstiges Zimmer frei.
Alles bestens, im Polizeistaate China, bislang. Deshalb finden wir auch nichts dabei, als wir Da Chaidam erreichen und wiedermal an der Hotelrezeption auf die Kollegen von der Exekutive warten sollen. Nur gut, dass wir fuer heute einen warmen Schlafplatz gefunden haben, draussen ist es froestelnd kalt und schon dunkel. Aber dann wird aus „Wait a Moment“, dem einzigen englischen Satz, den das Trio an der Rezeption beherrscht, ein schlichtes NO. Polizisten erscheinen und erklaeren, dass wir die Stadt umgehend verlassen muessen. Umgehend, das heisst sofort, gleich, jetzt raus in die Kaelte.
Die Loesung, die uns dann angeboten wird, heisst, ein Taxi ins ca. 200km entfernte Golmud/Germu zu nehmen, fuer 45 Euro. Ob wir das moechten? Liegt nicht auf unserer Route, aber auch Delingha, wo wir hinwollen, ist „not so good“, und zwar „for a special reason“. Mangels irgendeiner Alternative nehmen wir also diesen tollen Vorschlag an. Immerhin kann Christoph noch durchsetzen, dass der Fahrer mit der heftigen Alkoholfahne durch einen anderen ersetzt wird…
Drei Stunden spaeter, nach einer Nachtfahrt ueber einen 3300m Pass und viel Schotterstrasse ist die Odysee noch lange nicht zu Ende. Man ziert sich in Golmud, die Auslaender aufzunehmen, fuenf Hotels steuert unser Fahrer an, alle ausgebucht angeblich. Dann wirds auch ihm zu bunt, er steuert Hotel Nr. 3 wieder an, macht ein wenig Radau und siehe da, es geht doch. Willkommen in Golmud!
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Comments ( 4 )
dirk added these pithy words on Okt. 22 09 at 10:06klingt nicht gut, gegen schlechtes Wetter kann man sich schützen, gegen polizeiliche Willkür hilft nur Ruhe bewahren! und nur ja nicht krank werden! Viel Glück! Dirk.
Hagen, der ums mittemeer wollte added these pithy words on Okt. 23 09 at 18:07in Sachen Polizei, habe ich derzeit genau den selben Aerger: bin grad im Sueden Tunesiens nahe der algerischen Grenze! Da faehrt einem ein Militaerjeep schon mal 100km Wuestenstrecke auf 10m Distanz stur hinterher. „Zu meiner Sicherheit“ heisst es, obwohl ich eher denke, „zu ihrer Kontrolle“! Hat aber auch gute Seiten: als ich denen erzaehle, ich campe in der Sahara, organisiert mir der oertliche Bullenboss sofort ein kostenloses Hotelzimmer!!! Nervig wirds dann aber, dass man selbst dann verfolgt wird, wenn man mal kurz zum Pinkeln hinter die Palme muss…
Viele Gruesse, viel Glueck und harte Speichen, Hagen(der ums Mittelmeer wollte)
Anonym added these pithy words on Okt. 23 09 at 19:25Lieber Christoph und liebe Katharina!
Nach dem heutigen Telefongespräch mit Christoph weiß ich, dass es gut geht und das beruhigt mich sehr. Ich wünsche euch noch viele schöne Erlebnisse.
Alles Liebe
Helga
papa added these pithy words on Okt. 24 09 at 13:20klingt ja etwas unheimlich, und umständlich obendrein. ich denk, für sowas hätt ich nicht die nerven. aber laßt euch nicht unterkriegen. offensichtlich gibt es verschiedene auffassungen, wo gefahr lauert oder nicht. das ganze erinnert jedenfalls an osteuropa vor 1989. vile grüße papa