Posted on 08.17.09 to news christoph

Der lange Marsch

visum_chDurch China ist es ein langer Marsch. Nachzulesen bei Mao. Zum chinesischen Visum auch. Nachzulesen bei uns.
Unseren ersten Anlauf für das China-Visum haben wir mit Zweitpass und über eine Vissaagentur in Wien gemacht. Aber Veloce hat uns eigentlich nur Blödsinn erzählt und das ganze gleich mal kapital verbockt – der Antrag wurde von der Botschaft erst gar nicht angenommen.

Also 2. Versuch in Teheran:
Es ist Sonntag morgen. Wir stehen nach einer dreiviertelstündigen Taxifahrt durch die Rush-Hour pünktlich um 9:00 vor der chinesischen Botschaft in Teheran. Ups! Da stehen und sitzen (auf mitgebrachten Hockern) aber schon eine ganze Menge Leute vor der Botschaft in der Schlange. Wie uns ein Iraner erklärt, seit 6 Uhr früh! Wir haben nochmal Glück: Für Ausländer gibt es einen eigenen Schalter, an dem lang nicht so viel los ist und wir können nach einer halben Stunde unser Begehren nach einem Visum vorbringen. Durch ein 30x10cm Guckloch in der Wand – vorsorglich so angebracht, dass man sich vor den chinesischen Botschaftsmitarbeitern verbeugt. Höflichkeit muss schließlich sein. Die chinesische Botschaftsangestellte, die natürlich nicht ein Wort Englisch spricht, gibt uns das Antragsformular nach genau 2 Sekunden wieder zurück. Wir haben das zweiseitige Formular auf zwei Seiten ausgedruckt – es muss aber auf einem Blatt, vorne und hinten bedruckt sein. Ordnung muss sein. Ein zweiter Botschaftsmitarbeiter verrät uns außerdem, dass wir sowieso ein offizielles Schreiben der österreichischen Botschaft benötigen, in dem steht, dass wir nach China reisen wollen.
30 Sekunden später stehen wir also wieder draussen. Ohne einen Schimmer, wo die österreichische Botschaft sein könnte. Und weit und breit kein Internetcafe, in dem man das recherchieren könnte. Aber wir stehen nur kurz verloren herum, dann hält schon ein zufällig vorbeikommender Iraner und bietet seine Hilfe an. Er ruft die Auskunft an, erfragt die Adresse der österreichischen Botschaft und schreibt sie in Farsi auf einen Zettel. Damit bewaffnet, geht’s im Taxi zur österreichischen Botschaft. Vor der Botschaft das selbe Bild: lange Warteschlangen. Auch hier haben wir Glück und werden als Österreicher gleich eingelassen. Nach 30 Minuten und 1,2 Millionen Rial (= 90 Euro) Bearbeitungsgebühr haben wir zwei Stück offizielles Papier mit Stempel und Unterschrift des Botschafters in der Hand, auf dem nichts mehr steht, als dass wir gerne nach China reisen würden.

Fehlt noch das richtig bedruckte Formular. Nur hat die Botschaft sowieso schon geschlossen und sperrt erst in zwei Tagen wieder auf. Also fast 48 Stunden Zeit um das Formular nochmals richtig auszudrucken und auszufüllen.

Zwei Tage später stehen wir also wieder vor dem 30x10cm Guckloch, durch das irgendwann mal unser China-Visum kommen soll. Wir schieben Kopien unserer Pässe, Kopien der Iran-Visa, Passfotos, 2-seitig bedrucktes und ausgefülltes Formular und das offizielle Schreiben der österreichischen Botschaft über den Tresen. Und bekommen das ganze 2 Sekunden später wieder zurückgeschoben.
Die Formulare werden nur angenommen, wenn sie mit dem Computer ausgefüllt sind. Moment mal: Die Iranerin am Schalter 2 hat doch auch gerade ein handgeschriebenes Formular abgegeben!
Das gilt nur für Ausländer! Iraner dürfen auch mit der Hand ausfüllen – die müssen sich ja auch 3-4 Stunde in der Schlange anstellen. OK das leuchtet ein!


Also stehen wir wieder mal ein bisschen desperat vor der Botschaft. Und treffen einen iranischen Leidensgenossen. Er hat den Fehler gemacht, auf einer Kopie ein Datum mit einem Leuchtstift hervorzuheben. Die Vorschrift sagt aber, dass Kopien, auf denen irgendetwas mit einem Leuchtstift angestrichen ist, nicht angenommen werden.
Und wieder haben wir Glück im Unglück. Der Iraner kennt ein Reisebüro 200 Meter weiter, in dem das Formular am Computer ausgefüllt wird (und für ihn die Kopien angefertigt werden).
Eine Stunde später haben wir ein adäquat ausgefülltes Formular und bücken uns wieder mal zum 30x10cm Guckloch.

Die Botschaftsmitarbeiterin auf der anderen Seite spricht noch immer kein Wort englisch. Aber das Grinsen auf ihrem Gesicht verrät, dass wir es jetzt geschafft haben – fast!
Wir haben auf dem Formular als Aufenthaltsdauer 3 Monate, Double-Entry angekreuzt. Das geht, wie uns die herbeigerufene Kollegin erklärt, natürlich nicht. Es gibt nur 30 Tage mit Double-Entry oder 60 Tage mit Single-Entry.
Auf dem Formular ist beides nicht vorgesehen – aber da muss man halt ein bisschen flexibel sein!

2 Tage, und eineinhalb Stunden Schlangestehen später, spuckt das 30×10 cm Loch der chinesischen Botschaft ein 60-Tage China-Visum aus.

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Comments ( 1 Comment )

unglaubliche story christoph! Was für ein Müll an Bürokratie da alles zusammenkommt, na aber immerhin habt ihr jz euer Visum!
lg

Vincent Moser added these pithy words on Aug 31 09 at 09:48

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