Das müsst ein schlechter Radler sein, dem niemals fiel das Wandern ein.
Nach vier Wochen am Rad quer durch Neuseeland wird es zum Abschluss mal Zeit für was anderes. Wir entscheiden uns gegen Heli-Cruise, Kajaking, Sky Diving, Bungee-Jumping, Zorbing, Tubing, Splashing, Swooshing und was die erlebnisorientierte Draußen-Industrie Neuseelands sich noch so hat einfallen lassen! Wir gehen einfach mal wandern.
Am Programm steht die Durchquerung des Tongariro-Nationalpark über zwei Vulkane: 20km mit ca. 1000 Höhenmetern. Als Turnschuh-Alpinisten können wir natürlich nicht einschätzen was das heißt – klingt aber nicht so arg.
Und außerdem ist in Neuseeland sowieso alles, was sich Adventure nennt, ein kinderwagentauglicher Asphaltweg durch die Botanik. Und ausgebrochen sind die Vulkane auch schon länger nicht mehr – außerdem blubbert es in dieser Gegend manchmal auch einfach in Gatschlöchern direkt am Straßenrand oder es stinkt ein bisschen aus der einen oder anderen Felsspalte nach Schwefeldampf. Aber alles kein Grund zur Panik.
Das auf den Berg gehen beginnt gleich mal schlecht. 6 Uhr aufstehen – da ist er wieder, der Grund, warum ich das zuhause nicht mache. Sonst alles wie erwartet. Es geht flott auf einem Holzsteg Richtung Vulkan. Wir überholen ein paar Japaner in Sandalen.
Wider Erwarten endet der Holzsteg nach zwei Kilometern. Und was dann kommt ist echtes Bergwandern 3 Stunden lang einen schmalen Weg hinauf. Und auch sonst ist alles da, was zur Mountain-Adventure-Experience – wie der Neuseeländer sagen würde – gehört. Das Wetter schlägt um: Regen, stürmischer Wind und dichter Nebel. Ich vermisse die Handschuhe, die ich vor einigen Tagen irgendwo liegen gelassen habe.
Vom Gipfel haben wir im Nebel dann relativ wenig. Es ist aber eh recht unangenehm kalt, also schnell auf der anderen Seite über ein Geröllfeld wieder hinunter. Vorbei an Kraterseen und über Hochebenen, Pause machen wir erst in der neuseeländischen Variante einer Almhütte.
7 Stunden später:
Mit dem vielen rauf und runter sind wir um ca. 50 Jahre gealtert. Die nächsten drei Tage kann ich dank Muskelkater in so ziemlich jedem Teil der Beine kaum aufs Rad steigen, geschweige denn gerade stehen! Die einzige Bewegung, die halbwegs ohne Schmerzen funktioniert, ist radfahren – vier Tage geradewegs nach Auckland, um den Flug nach Fidschi zu erwischen.
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Comments ( 2 )
Anonym added these pithy words on Apr. 07 10 at 10:14Diese dampfenden und brodelnden (und stinkenden) Schlammlacken erinnern mich sehr an meine Islandreise voriges Jahr!War auch so beeindruckt!
Trotzdem bin ich froh wenn ihr endlich wieder kontinentalen Boden unter euch habt, der nicht bebengefährdet ist.
Liebe Grüße nach Fidschi!
Mama-Edith
Hans added these pithy words on Apr. 07 10 at 20:19Nach 7 Stunden bleibt wohl dann nur zu sagen:
Was des Müllers Lust ist des Radlers Frust!;-)
Viele Grüße aus Wien
Hans