Nur nicht in den Osten
Der goldene Westen – das gilt auch in der Türkei. Hier, bereits nahe der iranischen Grenze, treffen wir viele Türken, die ganz und gar nicht freiwillig hier leben. Aber anscheinend ist es so, dass man, wenn man für den Staat arbeitet, einige Jahre hier einkalkulieren muss. Bereits in Zonguldak hat uns eine Radiologin erzählt, dass ihr Mann für einige Monate in ein Krankenhaus nach Erzurum, der angeblich konservativsten Stadt in der Türkei abbeordert wurde. Özgür, bei dem wir zwei Tage in Van verbringen, hat Filmwissenschaften studiert und muss jetzt, nach seinem PhD einige Jahre an der Universität Van arbeiten. Eigentlich kein schlechter Job, denn er soll hier einen neuen Studiengang etablieren, aber er uns seine Freundin leiden sehr darunter, am Ende der Welt gelandet zu sein. Jedes Mal, wenn sich der Muezzin meldet, schließen die zwei grantig das Fenster…Ihr Wunschziel: Arbeiten und leben in Antalya.
Immerhin, das Härteste hat er hinter sich: Anders als alle seine Studienkollegen wurde er für den Militärdienst ins Dreiländereck Türkei-Irak-Iran versendet. Das bedeutete, neben einem bitterkalten langen Winter, fünf Monate lang kein privates Verlassen der Kaserne und kein Besuch von außen.
Auch den Polizisten, der sich heute beim Abendessen zu uns gesellt, freut es gar nicht, hier in Özalp zu sein. War er doch die letzten fünf Jahre in Istanbul, wo alles viel besser ist. Na ja, zwischen rebellierenden Kurden zu vermitteln, deren Sprache er nicht mal versteht, und Benzin-Schmuggler im Grenzgebiet aufzuspüren, ist vielleicht echt nicht so ein Spaß.
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Comments ( 1 Comment )
JM added these pithy words on Aug. 01 09 at 14:06dabei ist der Osten der Westen der Ostler….
dabei klingt Özalp doch so sehr nach Österreich