Posted on 10.26.09 to news katharina

Tibet light

Wenn uns die Chinesen schon nicht ins echte Tibet lassen*, dann wollen wir erst recht. Also Tibet light in Form eines Teils der Qinghai Provinz, wo viele Tibeter leben. Wenn es auch saukalt ist, da müssen wir jetzt durch.

In Golmud herbstelt es so richtig, mit bunt gefärbten Bäumen und Laub, das durch die Luft wirbelt. Eine halbe Radstunde später sind wir wieder in der so vertrauten Mondlandschaft, baumlos, buschlos, graslos, obdachlos. Weil bei der Kälte das Zelten schon echt mühsam ist, wählen wir für die nächsten Tage eine Tour durch diverse chinesische Absteigen. Fließwasser oder gar eine Dusche gibt es da nicht, und bei der Frage nach dem Klo deutet der Wirt auf eine Hauswand im Hinterhof, aber dafür versüßen elektrische Heizdecken den Schlaf.

Tagsüber gibt es jeden Tag einen neuen feinen Pass, über den wir uns arbeiten müssen. Highlight: Die Strecke von Chaka nach Heimahe hinauf auf 3817m, der höchste Punkt unserer Reise, de facto höchster Punkt, den wir im Leben überhaupt je erreicht haben. Gebetsfahnen flattern im Wind, beziehungsweise werden genauso wie wir vom Sturm gebeutelt. Die grasenden Yaks scheint die Kälte weniger zu stören.

Es bleibt auch in den Dörfern eiskalt, nie über null Grad. Kohleöfen beheizen die Gaststätten und Herbergen, die Türen lässt man trotzdem gerne offen. Ob das ein uns unbekanntes Feng Shui Prinzip für ungestörten Energiefluss ist oder einfach Faulheit, konnte noch nicht verifiziert werden. Währenddessen verwachsen unsere Hauben langsam mit den Köpfen, was vielleicht eh besser ist, denn Wasser oder ein Haarshampoo haben die schon länger nicht mehr gesehen.

Mit dem Näherruecken der Großstadt steigt auch der Verkehr langsam an. So
kommen uns nacheinander drei Tibeter in Form von Niederwerfungen entgegen. Das heißt: eine Gebetsgeste, nach vorne fallen lassen, aufrappeln und an der vordersten Stelle, mit der der Körper den Boden berührt hat, das ganze von neuem beginnen. Für uns geht dann plötzlich alles ganz schnell, wir düsen 1300 Höhenmeter hinunter und rollen direkt in die Metropole Xining hinein. Und machen da erstmal ein paar Tage Pause.

* Seit Unruhen im Vorfeld der olympischen Spiele 2008 ist die Tibet Autonomous Region für Individualreisende gesperrt, lediglich Gruppen mit Guide dürfen mit Sondergenehmigung hinein.



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Comments ( 2 )

Da legst dich hin!

Kann mir so richtig die kälte und den wind vorstellen. Aber nach den fotos zu beurteilen habt ihr zumindest nicht mit regen zu rechnen. Also net zittern sondern radeln (schreibt sich gut aus einem beheizten büro).

glg bernhard

Anonym added these pithy words on Okt. 27 09 at 10:09

habe gerade von Severin gehört, daß Ihr in fünf Monaten schon 10.000km gefahren seid: das finde ich eine auch eine beachtliche sportliche Leistung!!!! In diesem Abschnitt laden die glatten Straßen ja auch geradzu ein, es laufen zu lassen. Gute Fahrt weiterhin! Dirk

dirk added these pithy words on Okt. 28 09 at 12:00

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