Posted on 06.26.09 to news katharina

Ambivalente Türkei-Gefühle

Die Türkei heißt uns schon viele Kilometer vor der Grenze mit einer riesigen Flagge willkommen. Das Prozedere des Grenzübertritts ist das ein bisschen bürokratisch, aber mit dem Fahrrad haben wir die Sympathien auf unserer Seite und können an der wartenden Autoschlange vorbeiziehen. Landschaftlich wirkt der westlichste Teil der Türkei beim ersten Eindruck Österreich sehr ähnlich, Sorte niederösterreichisches Hügelland, dazwischen eingestreut ein paar Dörfer, die sich erst bei genauerem Hinsehen durch die obligate Moschee anstelle des Kirchturms von Mistelbach und co. unterscheiden. Dann die erste grobe Enttäuschung: Ein Straßenverkäufer drängt uns zwei seiner Sesamringe förmlich auf, nimmt die gereichten (umgerechnet) 10 EUR entgegen – und macht dann klar, dass er nicht gedenkt, Rückgeld zu geben. Hmm, reingefallen, wenn auch mit verschmerzbaren Verlusten. Dafür serviert uns, kurz später bei einer Cola-Pause an einer Tankstelle, der Tankwart netterweise einfach so einen Kaffee. Am nächsten Tag beim Frühstück, wir sitzen am Boden vor einem Mini-Markt, wieder etwas merkwürdiges: Eine Frau, etwa so alt wie wir und in voller Schleier-Montur, beugt sich gestreng zu mir herunter: Mein T-Shirt ist wohl am Rücken zu weit hinaufgerutscht, ich möge das umgehend korrigieren. Ok. Es geht positiv weiter: Ein netter älterer Herr stellt sich vor, er hat dreißig Jahre in Wien im dritten Bezirk gelebt und freut sich, mit uns zu plaudern. Ein anderer erwartet uns am Straßenrand mit einer Hand voll Kirschen. Später hält uns ein Polizeiwagen mit Blaulicht an – die Beamten sind aber scheinbar nur neugierig auf unsere Reisepläne und verabschieden sich schließlich, als sie davondüsen, mit einem lauten „Good Bye“ aus ihrem Megaphon. Und last, but not least, erwischen wir in Istanbul wieder einen interessanten Host: Yücel ist Schulpsychologe, Autohasser, Vegetarier und Agnostiker – und das erweist sich als gute Kombination.

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Comments ( 6 )

Katharina, ist das ein sehnsüchtiger Blick auf ein Flugzeug? Wär so vile einfacher, vielleicht kommt ein Bus, oder doch weiterradeln bergauf und bergab!

Edith added these pithy words on Jun 27 09 at 23:44

Die Erwähnung meines Geburtsortes Mistelbach lässt mich „zur Feder“ greifen und dabei mich als treue Leserin eurer „grandtour“ zu Erkennen geben. Ich wünsche euch weiter viele Kostas und Yücels! (Ich konnte vor ein paar Tagen 2 schwedischen um Zeltaufstellen bittende Pfadfinderinen ähnliche Dienste erweisen.)

Roswitha added these pithy words on Jun 28 09 at 14:21

liebe tante, das war natürlich nicht gegen mistelbach persoenlich gerichtet… hab ich das richt?g verstanden, du hast 2 gaeste bei dir campen lassen? freut mich, wir haben uns gestern wieder am grundstück einer türkischen familie niederlassen dürfen und ich hab mich gefragt, ob das bei uns in oesterreich auch klappen würde.
Alles Liebe,
Katharina

Katharina added these pithy words on Jun 30 09 at 19:52

die strasse sieht mühsam aus…
habt hoffentlich nicht zu sehr mit der hitze zu kämpfen…
lg, severin

sev added these pithy words on Jul 03 09 at 22:32

Habe vor 2 Jahren mal eine ähnlich Fahrradtour im Internet verfolgt, da wurde geschrieben dass sie ab Türkei immer von Kindern mit kleinen Steinen beworfen wurde. Hofffentlich bleibt euch das erspart !

Yücel ist mir auch ganz sympatisch in der Kombination seiner Eigenschaften 🙂

JM added these pithy words on Jul 04 09 at 19:37

Bis jetzt – und wir sind jetzt schon seit 3 Wochen in der Türkei unterwegs – hat uns niemand mit Steinen beworfen. Vereinzelt haben uns Kinder auf der Straße aber wohl die einzigen Worte, die sie auf Englicsh konnten zugeworfen. Und die waren das eine oder andere Mal eher von der ordinären Seite!
Aber soll nix schlimmeres passieren!

christoph added these pithy words on Jul 10 09 at 22:25

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