Posted on 08.31.09 to news christoph

Mit 2 Schweizern 5 Tage durch Turkmenistan

Vor dem turkmenischen Konsulat in Mashhad treffen wir Daniela und Matthias. Die zwei sind aus Zürich und wie wir auf Veloausflug nach China. Wie wir wollen sie mit Transitvisum durch Turkmenistan und dann weiter über Usbekistan und Kirgistan nach China. Also beschließen wir mal, ab Mashhad für ein paar Tage als 4er-Kombo zu radeln. Bevor wir Turkmenistan erreichen, sind es noch zwei Tagesetappen an die Grenze.

Turkmenistan selbst ist eigentlich von Anfang an eine positive Überraschung. Sicher: Über den landschaftlichen Reiz Turkmenistans lässt sich streiten, über den Zustand der Straßen nicht – die sind einfach schlecht. Aufgrund von Berichten, die man so über Turkmenistan zu lesen bekommt, erwartet man sich aber einen völlig korrupten, vollkommen isolierten Überwachungsstaat mit geknechteter Bevölkerung – ein zweites Nordkorea.

Das Einreise-Prozedere, dass angeblich ohne Schmiergeld kaum zu überstehen ist, läuft auch ohne zusätzliches Geld wie geschmiert. Es wird zwar eifrig und doppelt und dreifach notiert, registriert, protokolliert. Aber immer freundlich und eskortiert von einer gut englisch sprechenden Zöllnerin. Keine Spur von Schikane oder unnötigen Wartezeiten Das Verhältnis von Beamten zu Touristen ist aber auch mindestens 5:1. Das gleiche beim ersten Check-Point 30km weiter. Hier werden wir nochmal von Soldaten aufgehalten und es werden wieder Reisepass und Reiseroute notiert, überprüft und gegengecheckt. Das dauert seine Zeit, aber sicher nicht unnötig lange – und wir bekommen für die Wartezeit dann auch gleich eine Melone und Brot von den Soldaten spendiert. Bei allen weiteren Check-Points, die es im Abstand von ca. 50 km gibt, werden wir wie die Turkmenen einfach durchgewunken.

Erstes Etappenziel ist Mary, wo uns ein Minibusfahrer zu zwei Hotels bringt, die aber (scheinbar) keine Ausländer aufnehmen. Und weil er uns das teure Ausländer-Hotel nicht zumuten will, landen wir dann bei einem seiner Nachbarn in der Vorstadt.
Bis Mary ist die Landschaft noch völlig flache Steppe mit hie und da ein paar Baumwollfeldern und ziemlich schlechten Straßen. Ab Mary ist die Straße dann in Ordnung und die Landschaft völlig flache Wüste, mit nach und nach immer weniger Orten und schon gar keinen Hotels. Die erste Nacht können wir unsere Zelte hinter einem Kafe in der Wüste aufschlagen, am zweiten Tag kommen wir gerade noch rechtzeitig, bevor der Gegenwind zum Sandsturm wird, an eine Raststation.
Sonja und Boris, zwei Turkmenen, die auch gerade Zuflucht vor dem Sandsturm suchen, spendieren uns gleich mal ein Essen und dazu das, was sie für das optimale Sportgetränk halten: Wodka. Die zwei haben – nach den Blicken der Kellnerin zu schließen – auch für turkmenische Verhältnisse einen unglaublichen Zug drauf, nach 20 Minuten je eine halbe Flasche Wodka intus und fahren weiter. Wir bleiben (nach 4 Wochen Iran-Alkoholabstinenz) mit eineinhalb Flaschen Wodka am Tisch mitten in der Wüste zurück und schlafen dann gleich in der Raststation.
Dann nur mehr eine Etappe bis nach Turkmenabat – die letzte Stadt vor der usbekischen Grenze. Gleichzeitig auch das längste Stück ohne jegliche Zivilisation: 70km pure Wüste ohne Gelegenheit, Wasser zu tanken. Da das Thermometer nun aber deutlich weniger als die 38-40 Grad der Tage zuvor zeigt, reichen die 6-8 Liter Wasser, die wir pro Person dabei haben, mehr als aus.

Nach einer letzten Nacht in Turkmenabat war es das auch schon wieder mit Turkmenistan. Abgesehen von der Visabeschaffung ein völlig problemloses Land. Die Leute (auch Soldaten, Zöllner und Beamten) sind freundlich, von Schikanen durch die Behörden keine Spur. Und der Lebensstandard scheint auch gar nicht so übel zu sein – wenn wir jetzt mal den „Auto-Zustands-Index“ heranziehen. Die Autos der Turkmenen sind im Durchschnitt in einem deutlich besseren Zustand als z.B. im Iran. Andererseits erleben wir es in den 5 Transittagen nur einmal, dass es eine Wasserleitung mit Fließwasser gibt. Egal, ob Privathaushalte oder Gasthaus, Stadt oder Land, die Mehrzahl der Turkmenen geht zum Brunnen und holt mit dem Kübel leicht trübes Wasser.

Turkmenistan ist wohl international immer noch relativ isoliert, es scheint sich aber – wie ein Student (der einzige Turkmene überhaupt, mit dem wir Englisch sprechen konnten) erzählt – seit dem Tod von Türkmenba?y vor zwei Jahren einiges verbessert zu haben.
Der neue Präsident Berdimuhamedow ist zwar immer noch nicht demokratisch legitimiert, hat aber immerhin die bizarrsten Weisungen Turkmenbachis wieder zurück genommen, den internationalen Drogenschmuggel (von Afghanistan nach Russland) eingedämmt und einiges für die wirtschaftliche Entwicklung in die Wege geleitet.

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Comments ( 2 )

Wow, da sind ja spektakuläre Fotos dabei !

JM added these pithy words on Sep 02 09 at 06:57

Wheelie am Motorrad, sehr stoakes Foto ! Ride on und schöne Grüße aus Wien!

Tompong added these pithy words on Sep 05 09 at 18:30

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