Posted on 07.12.09 to news christoph

Beim Pappenschlosser

zahnarztObwohl sich unsere Müsliriegel – angesichts der anatolischen Schlaglöcher – von alleine dazu entschieden haben, sich in normales Müsli zurück zu verwandeln, kostet mich eines Morgens eine harte Nuss  eine Plombe. Ein Jahr mit einem riesigen Loch im Zahn herum zu laufen ist keine Option. Also zum Zahnarzt.

Der erste Versuch

Ergibt sich aus einem Zufall. Als wir am Dorfplatz frühstücken, spendiert uns ein älterer Herr einen Tee. Dann stellt sich heraus, dass es sich um den örtlichen Zahnarzt handelt. Also geht’s nach dem Frühstück gleich mal in die Ordination. In einer Mischung aus Deutsch, Französisch und Englisch erklärt er mir, dass das Loch zwar groß ist, aber auch nach dem Urlaub behoben werden kann. Als ich klar mache, dass ich das Loch doch lieber gleich gestopft hätte, stellt sich heraus, dass der Zahnarzt eigentlich schon in Pension ist und die einzige Behandlungsmethode, die er noch praktiziert, Zähne ziehen ist. Das erscheint mir dann doch zu viel des guten. Also weiter.

Der zweite Versuch

Türkali, ein 5000-Einwohner-Städtchen – aber immerhin mit eigenem Spital. Das liegt irgendwo am Ende einer Schotterstraße im Wald. Auf halbem Weg frage ich den Imam einer Mosche nach eben diesen. Es stellt sich heraus (einer der Koranschüler übersetzt in perfektes Deutsch), dass der Weg zwar stimmt, aber der Zahnarzt ist auf Urlaub. Zweiter Versuch gescheitert!
Der Imam weiß aber, es gibt noch einen Zahnarzt in der Stadt. Kurzerhand packt er mich in sein Auto und wir fahren hin.

Der dritte Versuch

Ordination offen, der Zahnarzt sitzt aber – weil gerade nichts zu tun war – beim Wirten ums Eck bei einem Tee und muss von der Sprechstundenhilfe erst angefordert werden. Ansonsten unterscheidet sich die Zahnarztpraxis beruhigend wenig von einer Praxis in Wien. Mal abgesehen davon, dass man im Wartezimmer Tee – mit zwei Stück Zucker – serviert bekommt und über dem Behandlungsstuhl ein Fernseher hängt auf dem man sich (zur Entspannung?) die türkische Variante der Lindenstraße anschauen kann.
So nimmt das Schicksal seinen Lauf, ich lasse die Seifen-Oper an mir vorüber rieseln und konzentriere mich auf mein Gebiss. Für die Zahnarztassistentin gilt hoffentlich umgekehrtes und der Seufzer der ihr zwischendurch auskommt, bezieht sich darauf, dass Mehmet, der Schuft, Soraya hat sitzen lassen – und nicht auf den Zustand meiner Zähne…
Mein Zahn ist nach 20 Minuten auf jeden Fall wieder in Ordnung – für umgerechnet 23 Euro bar auf die Hand.

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